Plima-Schluchtenweg im Martelltal fertiggestellt
Kunstvoll gefertigte Stahlkonstruktionen in Form einer Kanzel, einer Hängebrücke, einer Sichel und einer Kelle führen Besucher „so nah wie möglich ans Wasser“, verrät Heike Pohl, Architektin der avantgardistischen Bauwerke. Und ergänzt im weichen Vinschger Idiom: „A Riesen-Freid für alle Beteiligten.“ Sonst bleibt sie bescheiden: „Wir leiten lediglich hin zu dem, was es schon gibt. Die wahre Attraktion ist die Schlucht.“ Ein Naturdenkmal, das Eis und Schneeschmelze der Marteller Gletscher in Jahrtausenden geformt haben und das bisher kaum zugänglich war. Gut eineinhalb Stunden Gehzeit benötigt man für den neuen, fünfeinhalb Kilometer langen Rundwanderweg – und gewinnt so ungeahnte Einblicke in das Bergwasser-Schauspiel. Der Eintritt ist frei.
An, in und über der Schlucht
Vier Aussichtsplattformen führen Besucher an markante Punkte am und über den Rand der Schlucht: Durch eine Stahlkonstruktion, die wie eine überdimensionale Kelle in die Tiefe ragt und mithilfe eines Hubschraubers am Fels montiert wurde, erleben Wanderer nach dem Hinabsteigen Wasser, Gischt und blanke Steinwände fast auf Augenhöhe. Von der Panoramasichel an einem Geländevorsprung aus bietet sich ein offener Rundblick zu den gegenüberliegenden Gipfeln und ins hintere Martelltal im Vinschgau. „Der Besucher kann den Kantenabbruch direkt nachgehen“, sagt Architektin Heike Pohl.
Die dritte Plattform gleicht einer Kanzel, die über dem Abgrund schwebt. Das Bauteil aus einem Guss wurde in einer komplizierten logistischen Aktion per Helikopter an seinen Standort gebracht. Von dort geht der Blick senkrecht nach unten. Eine Hängebrücke hoch über der Plima ist das vierte Schluchtenweg-Bauwerk im Bunde. Sie ist so konstruiert, dass sie sowohl im Sommer von Wanderern als auch im Winter von Tourengehern benutzt werden kann. Nicht weit entfernt lädt die bewirtschaftete Zufallhütte auf 2.256 Metern Höhe gegen Ende des Rundwegs zur Pause bei Vinschger Spezialitäten ein.